Was ist autochthones Saatgut?

Autochthones = in der Region direkt geerntetes Saatgut

Autochthones Saatgut wird direkt – das heisst ohne Zwischenvermehrung – aus ursprünglichen, nicht angesäten Spenderwiesen geerntet und auf standörtlich vergleichbare Ansaatflächen in der Region ausgebracht.

Es handelt sich also um eine Art „Wiesenkopierverfahren“, ohne den Umweg über eine Saatgut-Vermehrung.

Wichtig für die Artenvielfalt

Autochthones Saatgut bietet für die Erhaltung der Biodiversität zahlreiche Vorteile gegenüber Vermehrungssaatgut. So ist die genetische Vielfalt deutlich grösser als beim Vermehrungssaatgut, und Inzuchteffekte, die durch die Vermehrung entstehen, können vermieden werden (s. Abb. unten). Vor allem aber trägt die Verwendung von autochthonem Saatgut dazu bei, die regionale genetische Vielfalt der Arten und Ökotypen zu erhalten und damit eine Florenverfälschung zu verhindern. Florenverfälschung durch die Einführung fremder Arten und Ökotypen kann gravierende negative Auswirkungen auf die lokale Biodiversität haben, weil sich die eingeführten Pflanzen auf Kosten der lokalen Flora ausbreiten und/oder mit den lokal vorkommenden Ökotypen und Arten einkreuzen können.

Ein weiterer Vorteil von autochthonem Saatgut ist die langfristige Stabilität der angesäten Vegetation. Denn die lokal vorkommenden Arten und genetischen Ökotypen passen genau zum Ansaatstandort und seinem Lokalklima, was bei Standardsaatgut oft kaum der Fall ist.

Was heisst „regional“?

Es gibt verschiedene Definitionen, ab wann Saatgut als regional bezeichnet wird. Bei HoloSem wird gemäss unseren Richtlinien eine maximale Distanz zwischen Spenderfläche und Ansaatfläche von 15 km angestrebt. Zudem darf das Saatgut nicht über biogeographische Regionen hinaus verbreitet werden (Details siehe HoloSem-Qualitätsrichtlinien).

 

Autochthones Saatgut weist einen deutlich geringeren Inzuchteffekt auf als Vermehrungssaatgut. Quelle: Aavik et al. 2014.